Engagement für die Umlaufberge der Mittelmosel 

 

400 Millionen Jahre Landschaftsgeschichte im Mittelpunkt des neuesten Mosel-Leuchtpunktes. 

 

Der 17. Leuchtpunkt der Artenvielfalt im Weinanbaugebiet Mosel ist gleichzeitig der Größte. Er erstreckt sich über elf Gemarkungen der Gemeinden Maring-Noviand, Osann-Monzel, Platten, Lieser, Kesten, Mülheim, Brauneberg, Veldenz und Burgen. In der Paulskirche zu Lieser erfolgte am vergangenen Donnerstag die Auszeichnung durch das DLR Mosel. Auch der zwölfminütige Film zu dem Leuchtpunkt feierte vor der Öffentlichkeit Premiere. 

 

„Natur-Mensch“ war das Motto der diesjährigen Leuchtpunkte der Artenvielfalt. Und es ist schon eine Menge passiert rund um den Geisberg, den Maringer Berg und dem Noviander Hüttenkopf. So werden die Umlaufberge genannt, die einst von der Mosel umflossen waren. Drei Umlaufberge auf so engem Raum sind einzigartig und ein wunderbares Anschauungsbeispiel für eine spannende Landschaftsgeschichte. Die wird anschaulich auf den zahlreichen Infotafeln des Themenwegs „Eidechse auf Moselsuche“ erzählt, der im Rahmen der Flurbereinigung Maring-Noviand Honigberg angelegt wurde. Torben Alles, Abteilungsleiter im Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel, hebt die gute Zusammenarbeit mit den örtlichen Naturerlebnisbegleiterinnen bei der Umsetzung dieses Projektes vor. „Gerade durch die Akteure vor Ort ist die Nachhaltigkeit solcher umweltpädagogischen Maßnahmen der Flurbereinigung gewährleistet“, so Alles.

 

Mechthild Braun und Sibylle von Schuckmann-Karp führen die Grundschulkinder der Umgebung spielerisch an die Themen Umlaufberge, Tiere und Pflanzen heran. Im Grünen Klassenzimmer des Themenwegs können die Kinder im Sandbecken selbst modellieren, wie sich die Mosel in das 400 Millionen alte Schiefergestein hineingegraben hat. Damit die Grundschulpädagogin Mechthild Braun noch mehr über die heutige Flora und Fauna berichten kann, besucht sie gerade den Kurs zum Naturerlebnisbegleiter beim DLR Mosel.

 

Den hat Sibylle von Schuckmann-Karp bereits hinter sich und er „hat mein Leben verändert“, wie sie in ihrer Rede betont. Als Naturerlebnisbegleiterin der ersten Stunde hat sie über Jahre die Lebensweise der Mauereidechsen in den Weinbergen ihres Sohnes beobachtet. Schnell stand für sie fest, dass diese streng geschützte Charakterart der „Lebendigen Moselweinberge“ zwischen den Rebflächen Rückzugsräume benötigt. So sind entlang der Wingerte der Familie im Mandelgraben nördlich von Brauneberg Trittsteinbiotope und Reptilienhotels angelegt worden. Sie beteiligt sich zudem an Artenschutzprojekten, baut seit einigen Jahres gleichartige Lebensraumelemente in verschiedenen Flurbereinigungen und betreibt ehrenamtliche Naturschutzarbeit. Das Wissen gibt sie nun an die nächsten Generationen weiter. „Früher sind die Kinder mit in den Wingert der Eltern gegangen und haben so – vielleicht auch unbewusst – die Pflanzen- und Tierwelt kennengelernt“, so von Schuckmann-Karp. Heute sei das nicht mehr der Fall und die Kinder müssten ihre Natur vor der eigenen Haustür wieder entdecken lernen. Weil auch jeder etwas Praktisches zum Schutz der heimischen Fauna beitragen kann, basteln die beiden Umweltpädagoginnen mit den Kindern auch Insektenhotels für das Grüne Klassenzimmern.

 

Der Winzer Markus Fries, der dritte Naturerlebnisbegleiter im Bunde ist zudem Vorsitzender der Naturparkinitiative Mosel-Umlaufberge e.V. (nimu). Die Initiative für einen Naturpark geht allein von der Bürgerschaft aus, betont Fries. Dabei steht der Mensch mit seinem Handeln im Mittelpunkt. Und handeln wollen auch die Akteure der Initiative. Neben dem Grünen Klassenzimmer sollen weitere umweltpädagogische und für die Tier- und Pflanzenwelt wertvolle Hotspots rund um die Umlaufberge entstehen. Mit dem angedachten Projekt von „1001 Felsengärten für die Mosel“ wolle man dabei auch weit über die anvisierten Naturparkgrenzen hinaus Wirkung erzielen. 

 

Alle diese Aktivitäten fasst der Film zum Leuchtpunkt „Mittelmosel-Umlaufberge“ kurzweilig zusammen. Schöne Landschaftsaufnahmen wechseln mit Tier-und Pflanzenporträts ab. Über allem steht das vielschichtige Engagement der örtlichen Akteure. Klaus Becker, Ortsbürgermeister von Maring-Noviand, freut sich mit seinen Bürgermeisterkollegen nicht nur über die schönen Bilder im Film. Er betont die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements für die Erhaltung und Weiterentwicklung einer intakten Kulturlandschaft als Urlaubsregion, als Weinanbaugebiet und als Lebensraum für die hier lebenden Menschen. „Der Leuchtpunkt Mittelmosel-Umlaufberge ist ein Aushängeschild für die Region und Teil der historischen Kulturlandschaft Mosel“, so Becker. Mittelmoselweinkönigin Sarah Röhl wünscht sich in ihrem Beitrag, dass sich noch mehr Menschen mit dem Artenreichtum und der Natur beschäftigen.

 

Ein so vielschichtiges Engagement für den Schutz der heimischen Kulturlandschaft passt hervorragend zum Jahresthema der Leuchtpunkte 2022 „Natur-Mensch“. Das Potenzial der Leuchtpunkte der Artenvielfalt mit seinen begleitenden Filmen und Sachinformationen für das Weinmarketing und Tourismus noch mehr zu nutzen, ist auch ein Anliegen vom DLR Mosel. „Die Filme können beispielsweise von der Gemeinde, Winzer- oder Beherbergungsbetrieben jederzeit verlinkt werden und so perfekt für die Moselregion werben“, so Torben Alles in seiner Laudatio. Alle Leuchtpunkt-Filme sind für jeden auch auf der Homepage sowie dem YouTube-Kanal der Lebendigen Moselweinberge anzuschauen.

 

 

Hintergrundinformation:

Die Leuchtpunkte der Artenvielfalt sind ein Projekt der Initiative Lebendigen Moselweinberge des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel. Ziel dieser Initiative ist es, ein Bewusstsein für die einzigartige Natur in der Moselregion und die Vielfalt der hier heimischen Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. Im Rahmen dessen werden bereits seit 2016 Orte mit einer besonders hohen Dichte an charakteristischen Tier- und Pflanzenarten sowie landschaftlichen Besonderheiten vom DLR Mosel als Leuchtpunkte der Artenvielfalt ausgezeichnet. Alle Informationen zu den Leuchtpunkten inklusive der Filme, Beschreibung, Karte und Fotogalerie sind unter www.lebendige-moselweinberge.de abzurufen.